Porth Dinllaen 2019
Berge und Meer im Nordwesten von Wales

Llyn Halbinsel & Snowdonia

Seit ich im Juni 2014 einmal rings um die Halbinsel Llyn ganz im Nordwesten von Wales gewandert bin, verbindet mich eine ganz besondere Liebe mit diesem entlegenen Fleckchen Großbritanniens. Llyn ist ein wenig wie das „Skye“ von Wales: Es ist ziemlich weit weg von allem, aber eine Reise dorthin lohnt sich immer. Es gibt imposante Klippen, einsame Buchten und sanfte Hügel, von denen man die ganze Halbinsel sehen kann. Über allem thront die Skyline des Snowdonia National Parks am Horizont, mit seinen unzähligen Gipfeln, vierzehn davon über 3000 Fuß – Munro Liga.

Auf Llyn wird noch walisisch gesprochen, eine Sprache, die sich aus dem bretonischen Dialekt der Kelten über die Zeit entwickelt hat. Man kann sie in der Tat z.B. in Cafés oder Läden hören, wenn die Angestellten sich miteinander unterhalten. Oder im Pub an der Bar, wo sich die Einheimischen am Ende des Tages über Gott und die Welt austauschen. Anfang September 2019 hatte ich nun Gelegenheit 15 Wandern Schottland Gästen die schönsten Ecken von Llyn zu zeigen, aber auch ein paar Mal die Bergwelt von Snowdonia zu erkunden. 

Die Fahrt am Freitag vom Flughafen in Manchester nach Criccieth dauerte wegen des vielen Verkehrs über drei Stunden, unser tolles Haus Mynydd Ednyfed entschädigte jedoch für jeglichen Reisestress. Es erwartete uns ein gedeckter Tisch im Wintergarten und der Duft von leckerem Abendessen, welches Köchin Christina für uns zubereitet hatte. Über die folgenden Tage erkundeten wir das weitläufige Gelände, welches sogar einen Tennisplatz samt nötigen Sportgeräten für die Gäste bereithält. Unsere Gruppe entschied sich jedoch für Wanderstiefel anstatt Tennisschläger und so liefen wir am Samstag bei tollem Sonnenwetter vom “Höllenschlund” Poth Neigwl an der Küste entlang in das lebhafte Örtchen Abersoch, wo wir den letzten Athleten eines Triathlons mit Beifall und Anfeuerungsrufen über die Ziellinie halfen.

Wandern bei Hell's MouthWanderung am ersten Tag bei "Hell's Mouth"

Sonntag starteten wir unsere Rundwanderung im hübschen Beddgelert, welches mitten in Snowdonia gelegen dramatisch von Bergen umzingelt ist. Wir kletterten über Felsen neben einem rauschenden Fluss und erklommen den Hügel Mynydd Sygun, vorbei an den Überresten der Sygun Kupfermine, bevor es mit tollen Blicken über den See Llyn Dinas wieder hinunter und zurück nach Beddgelert zum Eis essen ging.

 

Wanderung in Snowdonia NP 2019Abstieg nach Llyn Dinas am 2. Wandertag

Mit der Aussicht auf typisch walisisches (Regen-) Wetter, stiegen wir am Montag zunächst auf den Hügel hinter unserem Haus bevor es durch einen Wald entlang des Flusses Afon Dwyfor und schließlich zum Meer nach Criccieth ging. Als wir das Meer erreichten, holte uns der Regen ein, was uns jedoch nicht davon abhielt, links und rechts Müll einzusammeln und am Ende zwei Säcke komplett voll zu machen. Es liegt allen bei Wandern Schottland sehr am Herzen, die Natur, die wir so sehr lieben, zu erhalten und außer Fußabdrücken keine Spuren zu hinterlassen. Vielen Dank daher an die tolle Llyn Gruppe, für die es nicht zu schade war, die “Spuren” anderer Menschen zu entfernen.

Afon DwyforAfon Dwyfor am 3. Tag

Die Sonne hatte ein Comeback am Dienstag, also machten wir uns auf nach Aberdaron, um von diesem kleinen Fischerort eine Runde um “Das Ende von Llyn” zu drehen. Wir saßen eine gute Stunde in der Sonne für unser Picknick mit Blick auf die hohen, schroffen Klippen von Porth Felen und erspähten sogar eine Robbe, die weit unten in der seichten Brandung herum paddelte.

Picknick in der Sonne, Llyn 2019Picknick in der Sonne am Dienstag

Unsere Wanderung am Mittwoch war zweigeteilt. Der Regen, der uns die ganze Nacht begleitet hatte, hörte pünktlich zum Frühstück auf und die niedrig hängenden Wolken rissen immer mehr auf. So hatten wir freie Sicht für unsere vormittägliche Wandertour auf zwei Hügel. Von der eisenzeitlichen Hügelfestung Tre’r Ceiri sind noch die Überreste von 150 Gebäuden zu sehen - eine der beeindruckendsten archäologischen Stätten von ganz Wales. Yr Eifl darf sich mit seinen 564 Metern die höchste Erhebung der Llyn-Halbinsel nennen und wurde von der Gruppe bei immer besser werdendem Wetter entspannt erklommen. Die Belohnung war eine fantastische Aussicht bis an das Westliche Ende von Llyn auf der einen Seite und Anglesey & Snowdonia auf der östlichen Seite.

Alte Festungsanlage, Llyn 2019 Hügelfestung Tre’r Ceiri am vorletzten Wandertag

Nach dem Picknick ging es hinüber nach Morfa Nefyn, wo wir um die Landzunge von Porth Dinllaen spazierten und es uns danach bei einem Kalt- oder Heißgetränk im Pub The Ship Inn direkt am Strand gut gehen ließen.

Am letzten Wandertag fuhren wir nochmal nach Snowdonia ins Cwm Llan, ein hängendes Tal umgeben von hochragenden Bergen, deren Flanken bedrohlich nah erschienen. Dunkle Wolken hingen tief und trieben uns immer wieder Regen ins Gesicht, als wir vorbei an den vielen Ruinen eines Schiefer Steinbruches stapften. Wir konnten uns sehr lebhaft vorstellen, wie hart die Arbeit hier im 19. Jahrhundert gewesen sein musste. 

Wandern im Regen, Cwm LlanWetterfeste Gruppe in Cwm Llan bei Regen

Mit den Gedanken noch in der walisischen industriellen Vergangenheit versunken, bogen wir am Fuße des Pfades zunächst ab, um uns bei heißen Getränken im Café etwas aufzuwärmen und zumindest ansatzweise zu trocknen. Danach drehten wir noch eine Runde durch den Wald von Craflwyn, bevor wir nun endgültig nass genug zurück zum Haus fuhren. Dort hieß es dann Koffer packen und nach einer herrlich heißen Dusche beim leider letzten gemeinsamen Abendessen eine tolle Woche in Nord Wales ausklingen lassen.

Bild des Benutzers Katja
Von Katja
Geschrieben am 11. Oktober 2019
Blogkategorie